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Diese kurze Geschichte stand auf einem einzelnen Blatt, das in einem neuen Drucker lag.

Heute Morgen war ich froh, dass ich etwas zu warm angezogen war. Nachdem ich mich vom frisch frühpensionierten Nachbarn Karli mit seinen zwei Hunden verabschiedet hab und um die Ecke in die Kraftgasse bieg’, seh’ ich schon, dass was nicht stimmt.

Bei der kleinen Kreuzung zur Haasgasse, dort wo sie eines dieser komplett sinnlosen, aber wahlversprecheneinlösungswirksamen Ohrwaschln gebaut haben, steht ein Taxi justament auf besagtem Ohrwaschl. Der Taxler lädt gerade was ein, als ihm eine Frau zusammensackt und auf der Straße liegenbleibt.

Als ich das halb aus dem Augenwinkel mitkrieg’, hol ich schon instinktiv das Handy raus, geh schnell auf den Taxler zu. Während ich langsam realisiere, dass er schon telefoniert frag ich ihn: „Brauchen Sie Hilfe? Rufen Sie schon die Rettung?“. Er wirkt leicht panisch. Verständlich. „Ja, ja, mein Fahrgast ist mir grad kollabiert, ich ruf gerade an.“ Ich steck mein Handy wieder weg und wende mich der Frau zu. Ältere Dame, schlechter Allgemeinzustand, kurzes Sommerkleid, Lederjacke, kurze Haare, schlechte Haut, keine Zähne mehr. Während der Taxler mit der Einsatzzentrale telefoniert, rede ich mit der Frau. Wie’s ihr geht, was sie hat, was man halt so sagt.

Nach wenigen Sätzen merke ich, dass es sich wohl eher um ein psychisches Problem handelt. Sie brabbelt irgendwas von ihrer Mutter, die sie hasst und ihrer Tochter, die sie in Steinhof geboren hat und von der sie deshalb auch gehasst wird – was weiß ich. Ich red’ halt gut und ruhig auf sie ein um sie abzulenken und sag, was mir grad so einfällt, um sie zu beruhigen, wie zum Beispiel: „Sie haben ja da so ein gelbes Feuerzeug in der Hand…“ (Das hat sie nämlich ganz, ganz fest gehalten) „…da kann ihnen ja nix passieren.“ Schlechte Idee, weil dann hat sie kurz versucht, sich anzuzünden.

Da hab ich ihr das gelbe Feuerzeug aber ganz schnell wegnehmen müssen. In dem Moment fällt ihr was noch viel besseres ein: „Sie sind ein guter Mensch, ich schenke ihnen das gelbe Feuerzeug, damit die Sonne immer für sie scheint. Für mich scheint sie schon lange nicht mehr.“ Und so weiter. Ich hab dann zum Taxler gemeint, ob er nicht irgendwo eine Decke hat, weil die kühlt uns ja aus am kalten Asphalt.

Jetzt findet dieser Kasperl die Rettungsdecke nicht. Weil er sein Verbandspackerl nicht findet. Da wenn mal was ist. Der war überhaupt recht panisch, naja, war ja auch sein Fahrgast. Irgendwie auch wieder verständlich. Vielleicht Ende der Nachtschicht und Ersatzfahrer. Was weiß man schon, wie würde man wohl selbst reagieren, in so einer Situation. Zwischendurch haben übrigens zwei Menschen gefragt, ob wir noch Hilfe brauchen. Nur. Immerhin sehr belebt die Ecke – gerade um halb neun. Ich hab nicht aufgepasst, aber da sind sicher viel mehr vorbei gegangen.

Das Gespräch mit der Dame ging dann noch ein paar Minuten so, die einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Minuten, gespickt mit vielen kleinen lustigen Details, die erst nach und nach wieder in meine Erinnerung zurück kommen. (Sollte ich vielleicht auch aufschreiben.)

Irgendwann kam dann auch die Rettung und der Taxler sagt den Sanitätern „Die ist mir kollabiert.“ Ich trocken „Ich glaub, das ist eher was Psychisches.“ Einer der Sanitäter schaut sie nur kurz an und beruhigt die Situation mit einem gelangweilten: „Die kenn’ ma eh.“ Dann war die Luft raus, ich bin in die Arbeit gegangen und hab diesen Drucker installiert. Und siehe da: Er geht.