i, wie Information

i, wie Information

Der Wiener an sich ist ja eher grantig. Oft zurecht. Leider versteht das kaum jemand, der Tourist schon gar nicht. Wie auch, dauert es doch sogar für einen Rest-Österreicher eine gute Weile, bis man dem Charme des Wiener Grant erliegt.

Obgleich ich diese permanent latente Grantlerei sehr schätze, bin ich doch eher ein fröhlicher Mensch. Nicht außerordentlich oder übertrieben, aber unter Tausenden Grantlern muss ich irgendwie herausstechen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum sich jeden zweiten Tag mindestens ein Tourist ausgerechnet mich aussucht, um nach dem Weg zu fragen. Ich wohne ja noch nicht mal in einer Gegend, die von Reiseführern besonders empfohlen werden würde.

Aber ich habe mich daran gewöhnt. Mehr noch, ich versuche, besonders freundlich zu sein, langsam und einigermaßen deutlich sowie verständlich zu sprechen. Ich reise selber gern und naja … Sie wissen schon. Wegen dem Karma wäre es.

Jedenfalls redet mich wieder einer an und fragt nach einer ganz bestimmten Gasse. Die Färbung seiner Sprache klingt bundesdeutsch, ich schalte automatisch den Dialekt ab und such für ihn auf meinem Handy den kürzesten Weg zu seinem Hotel raus. Er meint, sein Akku wäre wegen dem Navigieren schon leer, wir kommen ein wenig ins Plaudern und gehen ein Stück des Weges gemeinsam. Wir reden über’s Wetter, er erzählt von Aufenthalten in Spanien.

Plötzlich meinte er anerkennend „Sie sprechen aber gut deutsch.“
Nach einem kurzen inneren ‚Wzzz?!?‘ inklusive mentalem Schock konterte ich trotzdem noch einigermaßen spontan und trocken: „Naja, ich leb ja jetzt auch schon über 40 Jahre in dem Land.“
Leider hat er’s nicht kapiert.